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20.-24.10.23, Perth

Schon um 4.30 Uhr sind wir hellwach. So früh ist es noch recht kalt, was uns aber, nach einem heissen Kaffee, nicht daran hindert mit unserem heutigen Programm zu beginnen. Gegen acht ist alles verladefertig gepackt und wir fahren los. Da noch ein Giant fast an unserem Weg liegt, ist ein Besuch bei Bille Bob angesagt. Friedlich unter einem Baum liegend, treffen wir ihn im Park von Subiaco an. Unsere nächste Station ist die Salvation Army, die Heilsarmee von Australien. Hier spenden wir unsere Schlafsäcke und Kuscheldecken, welche uns nun doch ein paar Mal gute Dienste geleistet haben. Gerne werden die Sachen dort angenommen. Und weiter geht es. Das nächste Ziel ist unser Hotel „Quai Perth“. Hier stellen wir erst einmal unser Gepäck ab, so dass in Ruhe das Fahrzeug zurückgegeben werden kann. Alles verläuft erstaunlich reibungslos. Nun bleibt uns nur noch die Taxifahrt zurück zum Hotel, das wir für die nächsten Tage als Heimat haben werden. Das Hotel liegt sehr zentral und so können wir Perth zu Fuss ganz gut auskundschaften. Schon nach wenigen Schritten wird uns klar, dass wir hier eine andere Stadt vorfinden werden als noch vor 13 Jahren. Wolkenkratzer schiessen wie Pilze aus dem Boden und die Skyline ist ein ganz neues Bild für unsere Augen. Nachdem wir, wie in jeder Stadt, die Füsse wund gelaufen haben, unser Hunger gestillt ist und zwei geniale Mangos in unserem Besitz sind, geht es zurück zum Hotel. Es ist schon ein ganz seltsames Gefühl so nach drei Monaten Auto, wieder in einem richtigen Bett zu liegen. Eher bedrückend erlebt man den geschlossenen Raum und die Windstille. Das Vogelgezwitscher ist nicht mehr zu hören und der freie Zugang zur morgendlichen Sonne ist sehr viel aufwendiger. Das Badezimmer allerdings ist nicht zu verachten😊. What‘s to do in Perth? Natürlich erst einmal den besten Frühstücksschuppen suchen. Leider sind wir von den Angeboten hier enttäuscht. Ausser vielen Leuten gibt es da gar nichts Besonderes. Was solls, der Hunger ist weg. Nun geht es shoppen. Bald stellen wir aber auch da fest, dass es gar nicht so einfach ist. Unsere Idee war ursprünglich, dass wir allen ein kleines Mitbringsel besorgen. Eigentlich ist da nur unser kleines Enkelchen kein Problem. Es gibt einfach nichts aussergewöhnliches mehr und nur Kitsch wollen wir nicht. Aber das ist halt der Preis dafür, dass man fast auf der ganzen Welt ALLES bekommt. Schlussendlich gehen wir einfach Sushi essen und zurück ins Hotel, wo noch ein ungelöstes Exit Game auf uns wartet. Dazu werden zwei Mangos verspeist. Die sind hier im Moment soooo gut, dass man einfach nur von Mangos leben könnte. Am nächsten Morgen ist es kühl und bewölkt, das ist wohl zur Angewöhnung an zu Hause. In Perth findet heute das Family Festival statt. Natürlich sehen wir uns das an. Es ist wie ein Jahrmarkt, der aber speziell auf Kinder ausgerichtet ist. Überall können sie etwas ausprobiere, spielen oder sich eine Attraktion ansehen. Da wir nicht mehr ganz in diesem Alter sind, beschliessen wir, nach Fremantel zu fahren. Dank des Family Festivals sind alle öffentlichen Verkehrsmittel heute gratis, was wir natürlich sehr begrüssen. Die Hafenstadt Fremantle, von den Einheimischen „Freo“ genannt, war historisch gesehen die Partnerstadt von Perth. Heutzutage sind die beiden durch eine Vorstadt und eine 25-minütige Zugfahrt miteinander verbunden. Ein Grossteil der Stadt steht unter dem UNESCO-Weltkulturerbe. Flippige Strassenkunst, Cafés und viele kleine Shops, sowie einen Markt finden wir hier vor. Viele ausgefallene Klamotten und Kuriositäten sind zu sehen. Es beginnt zu regnen. Dies veranlasst uns dazu, uns in einem Café eine kleine Stärkung zu genehmigen. Wieder zurück in Perth, wiederholen wir unser gestriges Sushiessen, denn so gut und günstig werden wir wohl lange nicht mehr dazu kommen. Der Heimweg danach ist stürmisch und kalt. So sind wir nun doch ein wenig froh, im Hotelzimmer die Wärme und windstille zu haben. Nun ist der letzte Tag der Reise angebrochen und seit Sonntag überlege ich mir, ob ich mir die RM Williams-Schuhe gönnen soll. Doch ich denke, wenn ich danach lange Zeit keine bequeme neue Schuhe mehr suchen muss, es sich wohl lohnt. Ihr müsst wissen, dass ich ein Schuhmuffel bin und es für mich nichts Schlimmeres gibt als neue Schuhe zu suchen. Also begeben wir uns abermals in den Schuhladen und ich gehe mit gutsitzenden Schuhen wieder heraus. Albi probiert ebenfalls seinen Favoriten, leider gibt es den nicht in seiner Grösse. Der nette Verkäufer telefoniert herum und findet tatsächlich einen Laden wo die passende Grösse vorhanden ist. So geht unser Marsch weiter. Unser Australiensouvenir ist nun perfekt und wir entschliessen uns, die neue Errungenschaft gleich auszuprobieren. Nach dem kühlen Morgen zeigt sich nun die Sonne, welche natürlich bald schon sehr heiss auf uns heran scheint. Schnell sind die Schuhe zu warm, die Füsse schwitzen und es gibt an den kleinen Zehen Blasen. Dies hat zur Folge, dass wir zurück zum Hotel müssen, um die Schuhe zu wechseln. Nun wieder in den altbewährten Sandalen wollen wir uns die Art-Galerie ansehen. Der Eintritt ist kostenlos. Viel Gutes gibt es nicht zu sehen. Anscheinend mangelt es den Australiern an guten Künstlern, denn auch von der Menge her ist die Galerie sehr bescheiden. Anschliessend geht es ein letztes Mal zu Woolworth, wo es zwei Mangos zum Abendessen gibt. Im Hotel packen wir unser Hab und Gut für den Flug ein. Die Gitarre wird mit Klarsichtfolie umwickelt und fertig. Der Reisetag ist angebrochen. Das Gepäck stellen wir im Hotel ein und spazieren ein letztes Mal durch die Stadt, bevor uns ein Taxi zum Flughafen bringt. Endlich hat dann das lange Warten ein Ende und wir steigen in das Flugzeug welches uns, mit Verspätung nach Singapore bringt. Durch den späteren Abflug haben wir nicht mehr so viel Zeit wie geplant und müssen zusehen, dass der Chai Latte noch wegkommt. Der unendlich lange Flug von fast 12 Stunden hat begonnen. Doch schliesslich landen wir dann doch in Zürich wo wir die Zollkontrolle ohne Probleme passieren und von unserer Tochter freudig empfangen werden.

Der Morgen danach ist schrecklich. Wir erwachen in aller Frühe, es ist noch stockdunkel, kein Vogelgezwitscher, keine Sonne und kein unendlicher Weitblick. Wir haben das Gefühl, als müssten wir gleich wieder gehen… doch mittlerweile haben wir uns mit den hiesigen Gegebenheiten arrangiert und richten nun unseren Fokus auf die schöne, vorweihnachtliche Zeit aus.

Herzlichen Dank an alle Leser und Kommentatoren, es hat uns immer wieder sehr gefreut von euch zu lesen und zu sehen, dass ihr uns auf dem Weg in „down under“ begleitet habt.

South West Australia

11.-13.10.23, Jurien Bay

Als wir am Morgen erwachen hat es gerade mal noch zehn Grad und alles im und ums Auto herum ist feucht. Als die Sonne aufgeht, kommt auch der Wind zurück. Zum Glück ist die Sonne schon recht bald ziemlich warm und unserem Frühstück steht nichts mehr im Weg. Heute sind nur 30 Kilometer zurückzulegen, also gehen wir es gemütlich an. Jurien Bay ist der Hauptort der Türkis-Küste und liegt selbstverständlich am Meer. Ein touristischer, gepflegter Ort. Auf dem Camping erhalten wir einen guten, windgeschützten Platz, welcher für die nächsten zwei Nächte unser Zuhause ist. Der Wind hat etwas nachgelassen, ausser man spaziert den langen Strandweg entlang, wie wir. Nach dem Abendessen reicht es gerade noch für einen schnellen Kaffee, bevor wir an den Strand müssen um den Sonnenuntergang zu sehen. Leider verhindert ein kleines Wolkenband am Horizont das „Zischen“. Den zweiten Tag verbringen wir gemütlich mit Spazieren, Kuchen im Bay Café, Gitarre spielen und ähnlichem.

13.-15.10.23, Cervantes

Gegenüber dem Campingplatz gibt es eine Bäckerei, was uns dazu veranlasst, frische Croissants fürs Frühstück zu besorgen. Cervantes besucht man wegen der Pinnacles, dem Lobster Shack und dem Lake Thetis. Als erstes besuchen wir die Pinnacles-Wüste im Nambung Nationalpark. Sandsteinsäulen, welche teilweise schon vor 25‘000 Jahren entstanden sind, können wir nun auf einer schier endlosen Fläche betrachten. Dabei werden wir von unendlich vielen, nervigen Fliegen eskortiert. Da es danach Zeit für ein Mittagessen ist, bietet sich der Lobster Shack geradezu an. Auf einer Terrasse, direkt am Strand, geniessen wir eine sehr gute, frische Lobster Roll. Im einzigen Laden des Ortes wollen wir etwas Obst kaufen. Als wir jedoch ankommen, stellen wir fest, dass der Einkaufsspass hier nicht sehr gross ist. In der ganzen Ortschaft gibt es zu Zeit keinen Strom, was den Eindruck des nun auch noch dunklen Shops nicht gerade besser macht. Naja, zwei Bananen, ein Toastbrot und eine Erdnussbutter bekommen wir dann doch noch. Zum Tagesabschluss gibt es einen wunderschönen Sonnenuntergang am weissen Strand. Am Sonntag geht unser Ausflug an den Lake Thetis, einem salzhaltigen Küstensee. Es ist einer der wenigen Orte auf der Welt, an dem es noch lebende Stromatolithen gibt. Eigentlich ist der See nicht sehr gross, aber es ist viel zu heiss, um ihn zu umrunden. So gibt es eine Führung durch die Lobsterproduktion beim Lobster Shack. Eine unglaubliche Menge an Lobster jeder Grösse werden hier Tag für Tag gefischt, gewässert und verarbeitet. Danach gibt es natürlich nochmals frischen Lobster zum Znacht. Wieder einmal müssen wir feststellen, dass die Australier einfach sehr bequeme Menschen sind. Mit dem Auto fahren sie zum Strand. Wir, zu Fuss, überqueren den breiten Strand und bekommen abermals einen perfekten Sonnenuntergang serviert.

15.-16.10.23, Mandurah

Das laute Kreischen der roten Kakadus weckt uns kurz vor Sonnenaufgang. Der Gesang des Flötenkrähenstars, genannt Mugpie, geht dabei fast unter. Es ist 6.30 Uhr. Wieder auf der Strasse, stellen wir sehr bald fest, dass uns nun die Zivilisation definitiv wieder zurückhat. Umso mehr schätzen wir den kleinen Abstecher nach Lancelin. Hier finden wir eine fantastische, weisse Dünenlandschaft vor. Sandboarden, Quad fahren, offroaden, oder einfach nur den genialen Ausblick auf die grösste, weisse Dünenlandschaft Westaustraliens geniessen, was wir tun. Der Wind bläst stark, so dass der weisse Sand sich über den Dünen wie ein feiner Nebel erhebt. Durch Perth hindurch, weiter nach Süden bis Rockingham, wo wir eigentlich übernachten wollen. Da der Campingplatz aber direkt neben einer grossen Fabrik liegt, entscheiden wir weiterzufahren. Der Verkehr erscheint uns hektisch und die Autofahrer rücksichtslos. Mandurah erscheint da geradezu ruhig und unser Übernachtungsplatz ganz gemütlich. Es ist sehr schwül und das Thermometer hat auch wieder einmal die 30° überschritten. Doch der Wind hat sein Schaffen für den Moment eingestellt und Fliegen gibt es anscheinend hier auch keine. Dafür kommen am Abend die Mücken zu Besuch.

16.-17.10.23, Margaret River

 Die Nacht ist nicht so kalt wie vorhergesagt wurde und wir benötigen unsere neuen Kuscheldecken noch nicht. Über den Highway geht es die schnellste Strecke nach Süden. Die Attraktionen, welche sich auf dieser Strecke befinden, werden wir uns bei der Rückfahrt ansehen. Grosse Flächen Weideland und Wald ziehen an uns vorüber. Viele der uralten Bäume liegen tot am Boden, was sehr beunruhigend und verehrend aussieht. Margaret River ist ein Touristenort. Der Campingplatz ist super! Erstmals sind wir im Besitz eines eigenen Badehäuschens, welch ein Luxus! Wie es in einem solchen Ort sein muss, flanieren auch wir durch die Einkaufspromenade, welche jedoch nicht sehr viel hergibt. Dabei erfahren wir aber, wo man am besten Essen kann und reservieren im El Toro einen Tisch für den Abend. Gemütlich verbringen wir den späten Nachmittag an der Sonne, als unsere Nachbarn mit Vogelfutter die Papageien anlocken. Einer frisst einem schon fast aus der Hand. Zu guter Letzt gesellen sich noch zwei Kookaburras dazu. Das Essen im El Toro ist super. Noch nie habe ich einen so zarten Oktopus gegessen.

17.-18.10.23, Yallingup

Heute Nacht sind wir froh über unsere warmen Decken gewesen. Es hat gerade mal noch 9° und die aufgehende Sonne muss kräftig arbeiten, bis alles wieder trocken und aufgewärmt ist. Über die Cave Road, ein Tourist Drive, fahren wir nach Yallingup. Ein kleines Örtchen, welches man zum Surfen und zum Besuch der Höhle anfährt. Das Cave House Hotel, wohl das einzige grosse Haus des Ortes, bietet Heiratsevents an. Ein grosser, wunderschön angelegter Park lädt zum Flanieren ein. Alles steht in voller Blüte. Am Strand können wir einem Surfer und einem Wakeboarder zusehen, wie sie geschickt mit Wind und Wellen spielen. Schon bald wird es empfindlich kühl und wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

18.-19.10.23, Bunbury

Eigentlich ist Yallingup ein ruhiges, verschlafenes Nest. Doch die Nacht verläuft alles andere als ruhig. Zwei Autos voller junger Frauen werden abends neben uns platziert. Anscheinend haben sie so was wie „Jungstreff“ und es geht bis weit in die Nacht hinein sehr laut zu und her. Dazu beginnt es dann auch noch zu regnen, nicht stark, jedoch gerade so, dass der Baum unter dem wir stehen stets seine Tropfen auf unser Blechdach fallen lässt. Plopp, plopp, plopp… Naja, der Morgen ist nun trotzdem da und Schlaf hat es auch noch ein wenig gegeben. Der Himmel ist mit dicken Wolken überzogen, alles ist nass und schmutzig, was jedoch den Papagei nicht stört. Er spaziert auf unserem Platz herum und schaut nach, ob es wohl noch etwas zu futtern gibt. Doch wir wollen baldmöglichst weiterziehen. Der Scenic Drive verläuft durch den Tuart-Forest-Nationalpark. Der Tuartbaum ist eine alte Eukalyptusart welche nur hier, und nur auf kalkhaltigem Boden wachsen kann. Da die Graswirtschaft die Bodenbeschaffenheit verändert hat, sterben nun auch diese alten Bäume. Das sonstige Baumsterben wird durch einen Pilz verursacht. Er rafft einen Baum nach dem andern dahin und es kann nichts dagegen unternommen werden. Ein Halt in Busselton. Hier ist es ein Muss, den Jetty zu besuchen. Der 1865 erbaute Holzsteg wurde stets erweitert und erstreckt sich heute über 1,841 Kilometer aufs Meer hinaus. Es ist der längste Holzsteg der südlichen Hemisphäre. 1973 wurde der hier ansässige Hafen geschlossen und 1978 wurde der Jetty vom Zyklon Alby stark beschädigt. Daraufhin wurden Spenden zur Renovation gesammelt. 1987 konnte mit den Arbeiten begonnen werden und 2011 konnte die 27 Millionen teure Sanierung abgeschlossen werden. Heute sind wir für 4.- bis ans Ende marschiert. Ein kleiner Zug fährt zu jeder Stunde einmal knatternd über den Jetty und bringt all jene, welche nicht zu Fuss gehen möchten, ans Ende des Stegs. In Bunbury angekommen, sehen wir uns die Stadt an. Ein Trail mit Strassenkunst, vorwiegend Wandmalereien, führt durch einen grossen Teil der Stadt. Nach einer übergrossen Zimtschnecke richten wir uns auf dem Camping an der Delphinbucht ein. Leider wird die Bucht ihrem Namen nicht gerecht. Kein Delphin weit und breit.

19.-20.10.23, Mandurah

Es ist kalt und der Himmel voller Wolken. Beim nordwärts fahren wird es langsam wärmer. Wieder in Mandurah zurück, holen wir uns im Visitor Center die Infos für den Besuch der Giants. Thomas Dambo, ein weltberühmter Recyclingkünstler, kreierte übergrosse Figuren aus Abfallholz, welche er auf der ganzen Welt platzierte. Einige davon kann man hier in der Gegend besuchen. Im Café an der Bucht studieren wir den Plan. Ein Pelikan, diverse Wasservögel und zwei schwarze Schwäne sind in der Bucht zu sehen. Da kommen auch noch ein paar Delphine, welche sich ebenfalls in der Bucht tummeln. Die Giganten liegen alle sehr weit auseinander, so dass wir beschliessen, uns zwei davon anzusehen. Seba’s Song und Santi Itko. Der erste ist etwas enttäuschend, denn man kann ihn nicht von vorne betrachten. Er sitzt am Strand und schaut aufs Meer hinaus. Santi Itko präsentiert sich da schon besser. Hier hat sich der Fussmarsch wenigstens gelohnt. Die letzte Nacht in unserem Fahrzeug bricht an. Alles ist gepackt und das nicht mehr Benötigte verschenkt. Nach einem Fast Food Znacht flüchten wir nun zum letzten Mal vor dem kalten Wind ins Auto.

Wind, Waves and Flies

5.-8.10.23, Kalbarri

Nach einem kurzen Frühstück geht’s ab auf die Piste, denn es liegen heute etwas mehr als 400 Kilometer vor uns. Die Wüste geht weiter, öde und unendlich weit. Ein Halt im Billabong Roadhouse, welches 1962 eröffnet wurde und heute noch eines der letzten familienbetriebenen Stopps auf dem Highway ist. Für Strom- und Wasserversorgung müssen die Betreiber hier selbst sorgen. Schon beim Aussteigen bemerken wir sie. Die klitzekleinen, nervösen, schwarzen Dinger, welche einem unaufhörlich nerven. Sie versuchen sich stets in Augen, Nasen, Mund und Ohren zu setzen. Zum Glück sind wir im Besitz von Fliegennetzen, welche man einfach über den Hut stülpen kann und sofort Ruhe vor den Bush Flies hat. Es ist eine unglaubliche Erleichterung! Trotz den Fliegen hat das Roadhouse tatsächlich einen ganz besonderen Charme und wir genehmigen uns einen Kaffee. Als wir weiterfahren, verändert sich das Landschaftsbild auf einmal. Die unendlichen Weiten des Landes sind nun Kulturland. Eigentlich sollte sich hier der Weizen sanft im Winde wiegen. Doch wir sehen nur entweder völlig leere Felder oder Weizen, welcher es gerade mal auf etwa dreissig Centimeter Höhe gebracht hat und nun braun und dürr ist. Kein Wasser, kein Weizen! Im Kalbarri Nationalpark soll eigentlich in dieser Jahreszeit alles in voller Blüte stehen. Nachdem wir jedoch den Weizen gesehen haben, kommen uns da Zweifel. Doch als wir den Eingang des Parks passieren sind wir positiv überrascht, denn am Strassenrand blühen tatsächlich die Sträucher, was sehr hübsch aussieht. Zwei Emus schlendern über ein freies Feld. Im Ort angekommen, gehen wir erst einmal einkaufen. Dabei bemerken wir, dass alles hier sehr teuer ist. Wasser ist fast teurer als Cola! Unser gemütlicher Campingplatz liegt direkt am Ozean wo es einen wunderbaren Sonnenuntergang zu sehen gibt. Ein paar hübsche Papageien und ein grosser Schwarm rosa Kakadus warten ebenfalls darauf, dass die Sonne am Horizont verschwindet um dann, mit grossem Geschrei zu ihren Schlafplätzen zu fliegen. Am nächsten Tag geniessen wir eine wunderschöne Fahrt durch den Nationalpark. Alles steht nun in voller Blüte. Auf einem abgebrannten Stück ragen bizarr die Grass Trees empor. Wieder einmal kommt man sich wie auf einem anderen Planeten vor. Je weiter wir ins Landesinnere kommen, desto wärmer wird es. Sind wir doch bei 24° in Kalbarri abgefahren und nun zeigt das Thermometer gleich zehn Grad mehr an. Die erste Attraktion des Parks ist der Skywalk. Die zwei freischwebenden Aussichtsplattformen lassen uns 100 Meter tief in die Schlucht schauen und bieten eine atemberaubende Aussicht. Weit kann man den fast leeren Murchison River des Nanda-Landes sehen. Ein weiterer Trail führt uns zum Nature Window. Eine Öffnung im Sandstein durch welche man ebenfalls weit in die Schlucht hineinsehen kann. Zum Abschluss gibt es noch einen Trail zu einem Lookout. Auch dieser bietet einen genialen Blick über das Flussbett. Auf dem Rückweg gibt es noch ein paar Fotostopps, um das Blumenmeer festzuhalten, was natürlich nie so eindrücklich sein wird wie wenn man mittendrin steht. Das Ganze heute selbstverständlich mit Fliegennetz über dem Kopf! Im Café an der Ecke genehmigen wir uns etwas später einen Cappuccino und den wohl teuersten Muffin aller Zeiten. 8.50 Dollar! Man muss allerdings dazu sagen, dass er warm und mit Schlagsahne serviert wird, macht es doch gleich viel besser, oder? Am nächsten Morgen sehen wir uns die Pelikanfütterung am nahen Strand an. Zwei der schwarz-weissen Gesellen warten schon geduldig auf ihr allmorgendliches Frühstück. Der australische Pelikan ist der Grösste seiner Art mit einer Flügelspannweite von 2,6 Metern. Die Augenhöhlen des Männchens sind während der Balzzeit orange gefärbt, was wunderschön aussieht. Da kommen auch schon die zwei älteren Damen mit einem Kübel Fisch. Erwartungsvoll warten die Vögel darauf, dass ihnen von den umstehenden Kindern ein Fisch zugeworfen wird, und fangen diesen jeweils geschickt mit ihrem grossen Schnabel auf. Der zweite Teil des Nationalparks, der Küstenteil, ist heute auf unserem Programm. Hohe Klippen steigen steil vom wilden Meer auf. In einiger Entfernung sehen wir so um die dreissig Wale sich tummeln. Wasserfontänen schiessen in die Luft und ein mancher vollführt gewaltige Sprünge oder wedelt mit seiner grossen Seitenflosse. So klappern wir bis zum Abend jeden der Lookouts ab und sind fasziniert ob der grandiosen Meeresküste.

8.-9.10.23, Geraldton

Am nächsten Morgen ist im und ums Auto alles klitschnass. Die Luftfeuchtigkeit ist hier fast 100%. Zum Glück zeigt sich bald die Sonne, welche rasch das ganze Nass auffrisst. Unser Weg führt uns heute der Küste entlang weiter nach Süden. Ein kleiner Abstecher nach Horrocks, einer kleinen, verschlafenen Küstenortschaft, wo es einen Kaffee im „Allesladen“ gibt. Das Café ist gleichzeitig Restaurant, Shop, Bottleshop, Souvenirladen, Boutique und Tankstelle. Ob allerdings die zwei Tanksäulen noch funktionieren, sei dahingestellt. Die nächste Ortschaft ist Northampton, eine der ältesten Orte in Westaustralien. Sie wurde 1842 gegründet. Hier ist Blei, Kupfer und Eisenerz zu finden. Ganz speziell ist hier, dass es eine 75 km2 grosse Farm gibt, welche sich als eigenständiges, von Australien unabhängiges Land erklärt hat. Da Northampton im Landesinneren liegt, ist es auch hier sehr heiss. Auf der Weiterfahrt kommen wir am Pink Lake vorbei. Leider hat dieses Jahr auch dieser See kaum Wasser und ist deswegen nicht pink. Ausserdem suchen wir verzweifelt nach einer Zufahrt zum See, auch vergebens. In Geraldton angekommen, sehen wir, dass es eine grössere Stadt mit einer gepflegten Strandpromenade ist. Viel Interessantes gibt es ansonsten hier nicht zu sehen. Als wir im Bett liegen stellen wir fest, dass es wohl mit Schlafen hier nicht gross was wird. In der nahen Mine herrscht Hochbetrieb. Ein Road Train nach dem andern fährt ein und die Eisenbahnwagen, welche anscheinend beladen werden, verursachen quietschende Geräusche. Alles in allem, es herrscht ein Höllenlärm. Mit Ohropax gibt’s dann doch noch ein wenig Schlaf.

9.-11.10.23, Greenhead

Am anderen Morgen ist alles wieder still und wir können bei angenehmer Temperatur gemütlich frühstücken. Vor der Weiterfahrt besuchen wir noch das HMAS Sydney II Memorial. Das Denkmal erinnert an den Verlust der 645 Mann starken Schiffskompanie, welche 1941 bei einem Kampf sank. Dongara und Port Denison, eigentlich eine Ortschaft, ist unser nächster Stopp. Einst einer der grössten Fischereihäfen Westaustraliens, ist heute ein Kultferienort. Im denkmalgeschützten Café „Poppies at the Park“ gehen wir einen Kaffee trinken. Beim Tanken in Leeman ersteht Albi einen selbstgebackenen Pie vom Türken. Essen können wir ihn allerdings erst als wir in Green Head ankommen, denn vorher hätte man sich mit Garantie den Mund verbrannt. Er schmeckt nun super! Es ist bewölkt und recht kühl. Mit Jacke und Mütze sitzen wir draussen, bis es zu regnen beginnt. Die Regengüsse halten hier jeweils nur kurz an und man fragt sich, ob der Regen tatsächlich bis auf den Boden kommt, denn nass ist es danach nicht wirklich. Auf jeden Fall beschert uns dieser kleine Regen einen wunderschönen, doppelten Regenbogen. Der nächste Tag ist sehr stürmisch und wir werden auf dem Strandweg zeitweise fast davongewindet. Die Campkitchen bietet uns später einen etwas windgeschützten Platz, wo wir den Rest des Nachmittags mit Schach spielen verbringen. Gut eingepackt sehen wir uns den Sonnenuntergang an, bevor wir uns ins windgeschützte Auto verkriechen.

Sand, Sand und nochmals Sand

28.9.-1.10.2023, Canarvon

Nachdem wir ein grosszügiges Frühstück in der gut ausgerüsteten Küche genossen haben, fahren wir um 8.30 Uhr los. Das Thermometer zeigt schon über dreissig Grad an. Ein heftiger Wind sorgt dafür, dass alles ziemlich staubig ist. In Coral Bay versuchen wir eine Rifftour zu buchen. Doch der Ort, welcher eigentlich nur aus zwei Campingplätzen und einem Laden besteht, ist so dermassen überfüllt und alles total ausgebucht, dass wir aufgeben und weiterfahren. Da wir noch eine Übernachtungsmöglichkeit benötigen, sehen wir uns die Rest Area beim Minilya Roadhouse an. Ein schattenloser Platz bei fast 40° geht gar nicht, um den Rest des Tages zu verbringen. Also geht es den eben weiten Weg bis Canarvon, wo wir ab morgen einen Platz gebucht haben. Zu unserem Glück dürfen wir auch schon ab heute hier stehen. Am nächsten morgen ist es ziemlich kühl, bis die Sonne alles wieder aufgewärmt hat. Regenerieren ist wieder einmal angesagt. Einkaufen, waschen und zwischendurch ein Bad im Pool zur Abkühlung, denn es ist schon wieder ganz schön heiss, wie es eben in der Wüste so ist. Tagsüber heiss und in der Nacht kalt. Zudem weht seit Tagen ein heftiger Wind. Manchmal hat man einfach nur noch das Bedürfnis, dem Wind zu entfliehen. Am Samstag sehen wir uns die Blow Holes an. Starke Meereswellen treiben das Wasser in die Höhlen in den Klippen. Von dort aus wird es durch die engen Löcher, mit hohem Druck wieder herausgespritzt. Manchmal wird der Wasserstrahl bis zu 20 Metern hoch. Ganz so hoch können wir sie heute nicht sehen, doch ab und zu erscheint doch schon ein ansehnlicher Wasserstrahl. Etwas weiter gibt es ein Freiluftaquarium. Ein flaches Strandstück mit glasklarem Wasser. Eigentlich sollte man hier viele farbige Fische und Korallen zu sehen bekommen, doch es scheint, als sei das alles verschwunden. Nichts ist mehr zu sehen. Naja, auf den fast 50 km, welche uns zurück zum Highway führen, blühen am Wegrand wenigstens einige Blumen. Man kann fast nicht glauben, dass bei dieser Trockenheit überhaupt noch etwas blühen kann. Anscheinend reicht das bisschen Tau der Nacht aus, um einen violetten Blütenteppich hervorzuzaubern. Dahinter weite, topfebene, rote Sandflächen, welche durch den Wind den Horizont mit einer zartrosa Staubwand überzieht. Als letztes Ziel der heutigen Tour besuchen wir den legendären „one Mile Jetty“, einen Steg mit Geleisen, auf welchem damals Schiffe direkt mit einem kleinen Zug beladen werden konnten. Den Steg finden wir geschlossen und in einem erbärmlichen Zustand vor. 2017 wurde das denkmalgeschützte Objekt geschlossen da Einsturzgefahr bestand. Übrig sind heute nur noch die von Rost zerfressenen Grader und diverse andere alte Fahrzeuge zu sehen.

1.-2.10.23, Overlander Roadhouse

Den Sonntag starten wir mit einer Dusche in einem richtigen Campingbadezimmer und einem Omelett-Frühstück. Danach geht die Fahrt weiter nach Süden. Oft sind die Strassen über weite Strecken schnurgerade und auf beiden Seiten Wüste ohne Abwechslung. Ein Schild warnt vor Kängurus und Kühen, jedoch muss man aufpassen, dass man keine Ziege überfährt. Sie fressen die wenigen grünen Blättchen am Strassenrand von den fast verdorrten Sträuchern. Ein Lookout auf einem kleinen Hügel gibt die Sicht auf die Unendlichkeit der Wüste frei. Wir müssen im Overlander Roadhouse übernachten denn in Denham war erst ab Morgen ein Platz verfügbar. Im Schatten verbringen wir den Rest des Tages. Dabei werden wir völlig unerwartet von einem „Sand-Devil“ besucht. Der Minitornado fegt mit hoher Geschwindigkeit über den Platz, wobei wir sandgestrahlt werden und danach alles abstauben müssen. Von jetzt an sind alle Fenster in unserem Auto hier geschlossen.

2.-5.10.23, Denham

Gemütlich fahren wir die letzten 130 Kilometer bis Denham. Auf dem Weg dorthin ist es ein Muss, die Stromatolithen am Hamelin Pool zu besuchen. Die lebenden Fossilien sind ein Weltkulturerbe, welche man eigentlich von einem Steg aus besichtigen kann. Doch auch dieser Steg ist seit 2021 geschlossen. Er wurde durch einen Zyklon beschädigt und müsste schon lange wieder repariert sein. So können wir hier nur den Zaun mit den vielen Verbotsschildern betrachten. So besuchen wir eben die Shell Beach. Dies ist ein 40 Kilometer langer Küstenstreifen, welcher aus einer 10 Meter dicken Schicht Herzmuscheln besteht. Abermilliarden dieser Muscheln müssen sich hier im laufe der Zeit festgesetzt haben. Es sieht fantastisch aus. Ein paar Regentropfen versuchen unser Auto zu reinigen. Es sind aber zu wenige, um es zu schaffen. Auch der Campingplatz ist mit dem Muschelsand übersät. Als wir im Dunkeln durch den kalten Wind zum Zähneputzen gehen, kommen wir uns vor, wie wenn wir im Winter über eine schneebedeckte Fläche gehen. Es knirscht auch genauso😊. Nachdem wir am nächsten Morgen unsere Kappen über die Ohren gezogen haben, geht es nun, bei schon ganz schön heissen Temperaturen, ins Abenteuer „Francoise-Peron-Nationalpark“. Die fast 50 Kilometer lange Sandpiste ist nur zu bewältigen, indem man jede Menge Luft aus den Reifen herauslässt. Fährt man normalerweise mit 55 PSI, so sind es jetzt nur noch 25 PSI. Jetzt kann Albi mal so richtig fett Offroad fahren, was ihm sichtlich Spass macht. Anfangs glauben wir, dass die Piste doch schon recht heftig ist. Doch als wir feststecken merken wir, dass es nun erst richtig los geht. Die Räder haben sich im Sand eingegraben und wir werden von leichter Panik erfasst. Doch die Piste ist so stark befahren, dass schon bald ein guter Rat eines anderen Fahrers hilft. Nochmals Luft herauslassen! 10 PSI vorne, 15 hinten. Währenddessen schaufle ich die Räder mit den Händen frei. Die ganze Aktion hilft, wir sind durchs schlimmste Stück durch und kommen wenig später heil am Cap an. Die Fahrt hat sich gelohnt. Die roten Dünen vor dem surrealen Blau des Meeres und des Himmels sind sensationell! Als wir uns endlich satt gesehen haben und auch den Lookout besucht haben, geht es die Piste wieder retour. Ein Fotohalt bei einem ausgetrockneten Salzsee muss sein. Die weisse Fläche mit den kleinen, violetten Büschen sieht ebenfalls surrealistisch aus. Nun fehlt uns nur noch der Abstecher zur Big Lagoon. Auch diese 10 Kilometer lohnen sich. Die Lagune sieht mit ihrem türkis bis dunkelblau gefärbten Wasser schon fast unnatürlich und kitschig aus. Hätte ich dieses Farbenspiel nicht mit eigenen Augen gesehen, ich würde es keinem Foto glauben. Am Ende der Sandpiste, welche Albi nun wie ein Profi gemeistert hat, erwartet uns eine Pumpstation, um die Reifen wieder strassentauglich zu machen. Einkaufen, duschen, kochen, essen! Ein Sonnenuntergang über dem Ozean, ein Adler mit einem grossen Fisch in seinen Fängen fliegt über unsere Köpfe hinweg, und ein ereignisreicher, wunderschöner Tag neigt sich dem Ende zu. Am nächsten Morgen beim Frühstück in der Campkitchen gibt es auf einmal regen Betrieb. Anscheinend bekommen alle Kinder heute Pancake mit Eiscreme. Kurz darauf stehen die Kids auch schon Schlange… wir brechen auf nach Monkey Mia und erhoffen uns, dort Delphine anzutreffen. Doch unser Parkpass ist ungültig für diesen Ort. Es würde uns 30 Dollar kosten, eine Delphinfütterung zu sehen, was es uns definitiv nicht wert ist, zumal der Platz schon ziemlich überfüllt zu sein scheint. So fahren wir unverrichteter Dinge die 25 Kilometer wieder zurück. Auf den letzten Metern vor der Ortschaft entdecken wir einen Emu mit drei Babys. Langsam halten wir an, stellen den Motor ab und warten bis sich der Emuvater beruhigt hat. Ja, es ist der Vater, welcher die Eier ausgebrütet hat und in der Regel auch die Küken während der ersten 7 Monate betreut. Nun können wir aussteigen und die kleine Familie einen Moment lang beobachten bevor sie weiterziehen.

Die Hitze des Nordens

19.-21.9.23 Broome

Beim weiteren Planen müssen wir feststellen, dass es gar nicht so einfach ist Übernachtungsmöglichkeiten zu finden und beschliessen, es einfach drauf ankommen zu lassen. Zuerst müssen wir heute zum Autovermieter Apollo, denn unser Fenster hat etwas gelitten und hängt nun lose auf der einen Seite herunter. Das Reparieren dauert dann auch nicht lange. Es scheint ein wiederkehrendes Problem zu sein. Es ist unglaublich schwül, alles klebt und der Schweiss rinnt einem in kleinen Bächlein herunter, ohne dass man sich dafür bewegen muss. Im Shoppingcenter gibt es ein grosses Bodenschach und daneben ein Café. Da es hier drinnen angenehm kühl ist, bestellen wir einen Cappuccino und spielen Schach. Mittlerweile ist es auch elf Uhr und der Bottleshop öffnet seine Türen. Bier und Weisswein stehen nämlich noch auf unserer Einkaufsliste. An der Kasse muss ich wieder einmal den Ausweis zum Einscannen abgeben. Man kommt sich vor, als tue man etwas sehr Verwerfliches, wenn man Alkohol kauft. Im Coles, dem hiesigen Einkaufsladen, haben wir heute ein frisches Brot gefunden, welches wir zu Salat und Lammkotelettes geniessen. Dazu gibt’s ein Glas Rotwein und bösartige Mücken, welche allzeit bereit sind zuzustechen. Dementsprechend viele Stiche können wir schon zählen…

21.-22.9.23, Port Hedland

Um 7.30 Uhr sind wir schon auf der Strasse, denn es liegt eine lange Strecke vor uns. Schon bald ist es sehr heiss. Eigentlich ist der Plan, an die Eighty Mile Beach zu fahren. Als wir jedoch am Sandfire Roadhouse tanken, erschlagen uns die hier herrschenden 40 Grad fast. Es weht nicht das leiseste Lüftchen und die Vorhersage für die Beach ist nicht besser. Wir fahren weiter. Das nächste Roadhouse, das Pardoo, welches wir von unserer letzten Australienreise her noch kennen, gibt es nicht mehr. Es wurde im April 23 vom Zyklon völlig zerstört. In Port Hedland angekommen, finden wir keinen freien Campingplatz mehr. Auf dem Parkplatz der Pferderennbahn ist es erlaubt zu stehen, was wir gezwungenermassen auch tun. Port Hedland ist eine Minenstadt, es wird vorwiegend Eisenerz abgebaut und hier verladen. Es ist in Australien der wichtigste Umschlagplatz für Schüttgut, wie sich die steinigen Eisenerzbrocken nennen. Fast 20 Milliarden Tonnen werden hier jährlich verschifft. Die Stadt ist staubig, sandig und alles ist mit einer roten Schicht Staub überzogen. Endlos lange mit Erz vollbeladene Züge warten, um ihre Fracht auf Schiffe zu kippen. Es ist eine völlig lieblose Stadt, mit dem einzigen Zweck, den Wohnraum für das benötigte Minenpersonal bereitzustellen.

22.-23.9.23, Karratha

Mit genügend Wasser und Food versorgt, geht es zurück auf den Highway. Mal sehen was uns als nächstes erwartet. Es ist um 9:00 Uhr schon 36°. Die Pilbara, wie sich die Wüste hier nennt, ist trocken und auf weiten Strecken eine bizarre, abgebrannte, unendliche Ebene. Zeitweise kommen wir uns wie auf einem anderen Planeten vor. Grosse Flüsse sind leer und zwischendurch ragen dunkelrote Felsstücke aus dem Erdreich. Whim Creek, ein ehemaliges kleines Örtchen, ist dem Zerfall gewidmet und auch in Roebourne ist nichts mehr los. Hier kann man höchstens noch das alte Gefängnis besichtigen. So verpflegen wir uns während der Fahrt mit Crackers und Bananenchips. In Karratha, ebenfalls eine Industriestadt, finden wir dann auch im Industrieviertel einen Campingplatz. Die Hitze ist mittlerweile so gross, dass man eigentlich nur noch in einem kühlen Raum verweilen möchte. Da es hier ein Restaurant gibt, setzen wir uns mit einem Kaffee und einem Eis ins kühle Innere. Bald stellen wir fest, dass dies eine Arbeiterkantine sein muss. Der Koch erzählt uns vom Abendessen, Seafood à Diskretion. Am Abend sehen wir uns das grosse Buffet an. Alles sieht sehr gut aus und es riecht fantastisch. Für 45.- A$ bekommen wir Getränke, Salate, Seafood jeglicher Art, Obst, Dessert und Kaffee. Randvoll gibt’s noch einen Spaziergang über den grossen Platz. Die Sonne ist untergegangen und nun ist es angenehm kühl, nur die herumschwirrenden Mücken sind störend!

23.-25.9.23, Onslow

Die Pilbara ist nun hügelig und nach einem Abzweiger bekommen wir hunderte von dunkelroten Termitenhügeln zu sehen. Teilweise stehen sie in einer surrealistischen, abgebrannten Ebene zwischen schwarzen Überresten von ehemaligem, stacheligem Buschwerk. Immer wieder sind grosse Staubwolken von Eisenminen zu sehen. Kurz vor Onslow sind auf beiden Strassenseiten grosse Salzbecken zu sehen. Bald stellen wir fest, dass das kleine Örtchen das Herz einer riesigen Salzgewinnungsanlage ist. Die Salzfelder umfassen eine Fläche von 220 Quadratkilometern und produzieren jährlich 4,7 Millionen Tonnen Salz. Ein Spaziergang am Sonntagmorgen führt uns zum Jetty. Hier wird das Salz mit einem Förderband auf Schiffe verladen. Gegen Abend wird der stete Wind recht kühl und wir suchen im Auto Windschutz, während draussen ganze Schwärme von Kakadus, Möwen und Raben unser Auto versch……

25.-28.9.23, Exmouth

Wir haben Glück, denn eine Stornierung ermöglicht es uns für ein paar Tage in Exmouth zu stehen und uns die Umgebung anzusehen. 404 Kilometer liegen vor uns. Es gilt einen grossen Bogen zu fahren, um ans andere Cap zu gelangen. Exmouth ist ein richtiger Ferienort und es sind hier immer noch Schulferien. Der Platz ist gestossen voll und es herrscht ein emsiges Treiben. In der Ortschaft hat fast alles geschlossen. Erst jetzt realisieren wir, dass die Australier „Kings Birthday“ feiern und dies ein Feiertag ist. Am nächsten Tag steht der Cape Range Nationalpark auf unserem Programm, welcher uns traumhafte Strände beschert. Türkisfarbenes Wasser wie wir es noch selten gesehen haben. Einige der Strände sind zum Schnorcheln geeignet und oft nicht sehr gut besucht. Kein Wunder, denn es sind weder Fische noch Korallen zu sehen. Irgendwie scheint das Riff nahe dem Strand nicht mehr zu existieren. Auch die Wallabys, Echsen und Emus bekommen wir nicht zu sehen. Auf der Rückfahrt allerdings müssen wir aufpassen, dass wir die eine Echse, welche sich gerade auf der Strasse sonnt, nicht überfahren. Zum Schluss noch einen Abstecher zum Leuchtturm. Von hier aus sieht man weit über Land und Meer, bis zum Horizont. Auf der einen Seite ist eine Marinefunkstation zu sehen. Der Hauptmast ist 389 Meter hoch und wird von 13 Masten umringt. Die Funkstation dient zur Kommunikation mit U-Booten und ist ein Gemeinschaftsprojekt Australiens und der USA. Plötzlich entdecken wir Atem-Fontänen von Walen. Diese umrunden gerade die Spitze der Halbinsel und tauchen dabei immer wieder an der Wasseroberfläche auf. Einer springt dabei sogar aus dem Wasser. Als Sahnehäubchen gibt es dann am Abend noch zwei Emus zu sehen. Sie spazieren gemütlich über den Campingplatz und machen den Tag doch noch reich an Wildtiersichtungen. Am Mittwoch ist Regenerationstag. Einkaufen, Albis Haare schneiden, im Pool abkühlen, einen Platz in Canarvon reservieren und abends in der komfortablen Campingküche eine Pizza backen. Es ist heute so heiss, dass Albi sein Handy, welches zugleich unser Wifi bereitstellt, im Kühlschrank abkühlen muss. So was muss man sich mal vorstellen…